Forschung
Die unerwünschten Nebeneffekte und begrenzte Wirksamkeit der wenigen, derzeit verfügbaren pharmakologischen Behandlungsoptionen der Adipositas stellen für die Forschung eine grosse Herausforderung dar. Neuere Entwicklungen und Erkenntnisse in der gastrointestinalen Physiologie haben den Verdauungstrakt für die Adipositasforschung wieder sehr interessant gemacht. So weiss man heute, dass einige Gastrointestinalhormone nicht nur einen ausgeprägten Effekt auf die Nahrungsaufnahme besitzen, sondern auch den Stoffwechsel positiv beeinflussen, Effekte die vermutlich über neuroendokrine oder neurale Reflexe vermittelt werden. Dies macht die betreffenden Gastrointestinalhormone zu interessanten Kandidaten für die Behandlung von Adipositas und Typ-II-Diabetes. Auch die Antiadipositas- und Antidiabetes-Effekte der bariatrischen Chirurgie dürften teilweise durch eine vermehrte Freisetzung von Gastrointestinalhormonen bedingt sein.
Der Stoffwechsel von Darmepithelzellen (Enterozyten) scheint ebenfalls in die Identifizierung der einzelnen Nährstoffe und in die Steuerung der Nahrungsaufnahme involviert zu sein. Ferner könnten Immunreaktionen in der Darmwand sowie intestinale Mikrobiota eine Rolle bei der Regulation der Energiehomöostase spielen. Alle diese Mechanismen und ihre komplexen Interaktionen zu entschlüsseln sowie die Kommunikationswege (Blut, Lymphe, Nerven) zwischen dem Verdauungstrakt und anderen Organen einschliesslich des Gehirns aufzuklären ist einerseits eine Herausforderung, birgt andererseits aber auch ein grosses Potenzial für die Entdeckung neuer Behandlungsmethoden.
Konkret kombinieren wir in der Forschung unser einzigartiges Repertoire von aufwändigen In-vivo-Verfahren mit neuesten transgenen und molekularen Techniken, um die Rolle von Gastrointestinalhormonen (insbesondere von Glucagon-like Peptide-1) und die Bedeutung des peripheren Stoffwechsels (insbesondere der Fettsäurenoxidation) sowie die Kommunikation zwischen Verdauungstrakt und Gehirn bei der Regulation von Nahrungsaufnahme und Energiehomöostase zu untersuchen.